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cornelia sippel

Verspielt

Dass es die Schulen hart trifft in Zeiten der Pandemie, das ist allgemein bekannt. Der Schulleiter, der mir gegenüber sitzt, ärgert sich aber nicht nur mit dem Virus und den sich zuverlässig wandelnden Anforderungen herum, sondern auch mit anderen Schwierigkeiten, die insbesondere die Kommunikation zwischen den Hierarchien betreffen. Seine Gelassenheit ist groß, wird aber langsam brüchig. Es gibt Handlungsbedarf.

Wir versuchen es mit einem neuen Ansatz, den ich im Frühjahr 2021 kennen gelernt habe: „Conscious leadership“, ein Modell von Jim Dethmer und Diana Chapman. Es lässt sich sowohl auf unseren Privatbereich als auch auf unseren beruflichen Alltag anwenden und stellt eine einfache Linie ins Zentrum. In einer kritischen Situation befinden wir uns entweder unter dieser Linie (below the line) oder über dieser Linie (above the line). Unser below the line-Ich hat viel Anlass zum Klagen, zum Anklagen, zum Rechtfertigen und Rechthaben. Es fühlt sich oft bedroht, verärgert oder wütend. Blöderweise geraten wir below the line schnell in ein Täter-Opfer-Retter-Dilemma, und das verfestigt Rollen, anstatt in die Weite zu gelangen und hilfreiche Optionen zu entdecken. Hier ist nicht der Ort, an dem mein Schulleiter sich dauerhaft aufhalten will. Wie sieht es über der Linie aus? Das above the line-Ich ist neugierig-verspielt, bereit zu lernen und aufgeschlos-sen für eine neue Erfahrung. Wenn ich dorthin will, muss ich ziemlich sicher bereit sein, das ein oder andere Opfer zu bringen und mich von etwas Gewohntem zu verabschieden (z.B. davon, über jemand her zu ziehen). Manchmal scheint das gar nicht oder zumindest noch nicht möglich. Und deshalb verbringen wir viel Lebenszeit below the line. Nicht so der leidenschaftliche Mensch mir gegenüber. Er lächelt plötzlich, als hätte er allen ein Schnippchen geschlagen. Und formuliert dann sein neues Motto: „Morgen spielen wir wieder Schule.“ ein kleiner appetizer:


Foto: C. Sippel

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